Dolby Atmos – Teil 2
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Dieses Konstrukt hat den Vorteil, dass sich vergleichsweise leicht Abwärtskompatibilität herstellen lässt: In AV-Receivern und -Vorverstärkern sehen Decoder, die zwar Dolby Digital oder TrueHD dekodieren können, aber kein Dolby Atmos, die Erweiterung schlicht nicht und liefern bei der Wiedergabe eines Atmos-Soundtracks weiterhin den gewohnten Mehrkanal-Ton. Ein Dolby-Atmos-fähiger Receiver erkennt hingegen auch die Erweiterung und verteilt die Audio-Objekte passend auf die vorhandenen Lautsprecher.
Anders ist es auch nicht möglich: Würden beispielsweise Regengeräusche nur in der Erweiterung stecken, würde es bei der Wiedergabe des Kerns plötzlich in einer Szene nicht mehr regnen. Technisch ist es recht unproblematisch, die für die Höhenkanäle bestimmten Geräusche bei der Atmos-Wiedergabe aus der unteren Ebene herauszufiltern und diese auf die Deckenlautsprecher zu legen. In der Erweiterung stecken schließlich weitere Audio-Objekte, die unter anderem präzisere Effekte in den Höhenkanälen ermöglichen — beispielsweise, dass ein Ton in einem 7.1.4-Setup von oben links nach oben rechts wandert.
Ist lediglich eine Dolby-Atmos-Spur auf einer Disc, kommt als Kern in der Regel das verlustfrei arbeitende Kompressionsverfahren Dolby TrueHD zum Einsatz. Bei einer zweiten oder gar dritten 3D-Sound-Spur kann es jedoch Probleme mit dem Speicherplatz auf der Scheibe beziehungsweise mit der maximalen Datenrate geben: Beträgt die Datenrate für reine Dolby-Digital-Tonspuren mit 5.1 oder 7.1 Kanälen auf Blu-ray gewöhnlich 640 kBit/s, sind bei einem verlustfrei komprimierter Dolby-TrueHD-Kern mittlere Datenraten von 4 bis 6 MBit/s üblich. Bei manchen Titeln nutzen die Studios daher für einige oder alle Spuren den mit verlustbehafteter Kodierung arbeitende Codec Dolby Digital Plus. Hier hält sich die Datenrate noch in Grenzen und liegt mit Atmos-Erweiterung in der Regel bei Werten um 1,6 MBit/s.
Allerdings ist momentan die Auwahl an passenden Zuspielern noch recht begrenzt: Stand Frühjahr 2018 sind lediglich LG-Fernseher ab der 7er-Generation in der Lage, den Atmos-Ton aus ihrer Netflix-App über den „Audio Return Channel“ (ARC) genannten HDMI-Rückkanal an einen passenden Audio/Video-Receiver weiterzuleiten. Alternativ lässt sich auch die Xbox One (in allen Varianten) und deren Netflix-App nutzen, sowie – seit Februar 2018 – PCs mit Windows 10 und HDMI-Grafikkarte.
Mit „Star Wars Battlefront“ feierte Atmos auch bei Spielen seine Premiere — allerdings zunächst nur auf Windows-PCs, die über HDMI Bitstreams durchreichen können. Später kam nach einem Update der Betriebssoftware noch Microsofts Spielkonsole Xbox One (in allen Varianten) hinzu. Schließlich startete Dolby noch eine Initiative, um Dolby Atmos auch in Musikclubs und bei DJs als Sound-Format zu etablieren.
Meldung: Zum Start der Xbox One X: Spiele mit Dolby-Atmos-Ton – und ein Hinweis…
In kleineren Atmos-Receivern sind oft nur sieben Endstufen eingebaut, sodass sich ab Werk maximal ein 5.1.2-Lautsprecher-Setup (mit aktivem Subwoofer, also Tieftöner mit eigenem Verstärker) betreiben lässt. Manche dieser Geräte erlauben es aber, größere Konfigurationen zu nutzen; in diesem Fall benötigt man für die zusätzlichen Lautsprecher einen weiteren Verstärker, der an die Vorverstärkereingänge des Receivers angeschlossen wird. Ob diese Möglichkeit besteht, sollte man im Zweifel vor dem Kauf des Receivers klären.
Der Denon-Verstärker AVC-X8500H (hier in der US-Fassung) kann bis zu sechs Höhenlautsprecher antreiben. © Bild Denon
In den aktuellen Oberklasse-Modellen sind in der Regel neun Endstufen eingebaut, was für Atmos entweder ein 5.1.4- oder ein 7.1.2-Setup erlaubt. Möchte man mehr Lautsprecher ansteuern, benötigt man auch hier zusätzliche Verstärker. Dann ist üblicherweise eine 7.1.4- oder eine 9.1.2-Anordnung das Maximum. Hersteller sprechen in diesem Fall gerne von 11.x-Kanal-Processing.
Zum Modelljahr 2018 präsentierte Denon schließlich mit dem AVC-X8500H ein Spitzenmodell mit 13 integrierten Endstufen, mit dem sich ab Werk 7.1.6-Boxen-Setups für Dolby Atmos nutzen lassen.
Disney Studios Home Video, Sony Pictures Home Entertainment und 20th Century Fox bieten hingegen teilweise Ultra HD Blu-rays mit der deutschen Synchronfassung in Dolby Digital oder DTS an – also in verlustbehafteten Audioformaten aus der Zeit der DVD. Das hat nicht selten den Grund, dass Major-Studios ein und dieselbe Disc in möglichst vielen Regionen der Welt anbieten wollen. So werden auf eine Disc schon mal sieben Sprachspuren gezwängt; da lassen sich kaum mehrere Atmos-Spuren unterbringen.
Vergleichsweise mager sah es mit Dolby Atmos zunächst bei den Musiktiteln aus, da die ersten Label eher auf das Konkurrenzformat Auro-3D setzten. Erst Anfang November 2015 veröffentlichte das King’s College Cambridge mit „1615 Gabrieli in Venice“ die ersten Blu-ray-Audio-Scheibe mit Atmos-Ton. Bläser und Chor wurden dafür in einer Kirche mit Höhenmikrofonen aufgenommen; die Höhenkanäle verstärken die Räumlichkeit und die Ortbarkeit der Stimmen.
Seither konnte Atmos aber deutlich zulegen: Nicht nur, dass Auro-3D-Unterstützer auf ihren Discs mittlerweile parallel Atmos-Abmischungen anbieten, auch große Labels sprangen auf den Zug auf – sodass jetzt beispielsweise neue Konzertmitschnitte und Neuabmischungen älterer Alben von Künstlern und Gruppen wie Hans Zimmer, Kraftwerk oder R.E.M. mit Atmos-Ton erhältlich sind.
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