Da auch ein Jahr nach der Ankündigung von DTS:X das Rundum-Sound-Format nicht auf dem Markt ist, war ein Besuch der angekündigten DTS:X-Demo auf der diesjährigen CES ein Pflichttermin. Doch die Umsetzung dieses Plans gestaltete sich wesentlich schwieriger als erwartet.
An sich war ich davon ausgegangen, dass es ähnlich wie bei der allerersten DTS:X-Demo im vergangenen Jahr laufen würde: Damals wurde man am Stand von DTS auf den Messegelände mit mehreren Leuten in einen größeren Raum geführt, wo eine kurze Demo lief – die leider keinen wirklich brauchbaren Eindruck vom neuen Format vermittelte.
Suchspiel
Doch in diesem Jahr buchte DTS gar keinen Stand auf dem Messegelände, sondern hatte mehrere Suiten in zwei Hotels angemietet. Das ist an sich nicht ungewöhnlich für Firmen, die in Ruhe Audiovorführungen machen wollen. Im Venetian Hotel werden während der CES oft ganze Etagen nur von Ausstellern belegt. Neben der Suiten von DTS fand sich etwa die von Auro Technologies.
Doch einen großen Unterschied zu anderen Herstellern gab es: Während man als Messebesucher in andere Demos (eventuell nach einer Wartezeit) einfach hinein marschieren konnte, machte DTS im wahrsten Sinne des Wortes dicht: Keine Vorführung ohne explizite Einladung. Die hatte ich nicht, die Kommunikation war in jüngster Vergangenheit etwas zäh – vielleicht ja auch, weil ich sehr offen bei heise online über die Probleme bei DTS:X berichtet hatte. Allerdings berichteten mir US-amerikanische Kollegen von teilweise recht bekannten Publikationen später, dass auch sie vor verschlossenen Türen gestanden hätten.
Nun bin ich nicht der Typ, der sich einfach abwimmeln lässt. Stattdessen setzte ich immer wieder vor der Tür zu besagter Suite nach, bis man mir letztlich entnervt einen Kontakt gab. Einen weiteren Verhandlungsmarathon später hatte ich dann tatsächlich einen Termin – am Abend, praktisch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten. Einiger Wermutstropfen: Ein Mitarbeiter, der mir auf alle Fragen gleich antworten würde, konnte man mir nicht zur Verfügung stellen. Ich habe nun einen Fragenkatalog eingereicht, der nach der Messe beantwortet werden soll.
Aufbau
In der Suite (die sich dann tatsächlich noch einmal auf einer anderen Etage befand und in keiner Übersicht auftauchte) hatte DTS eine Demo-Anlage aufgebaut, die schon erste Schlüsse zuließ: Zum Einsatz kam auf Decoderseite nämlich nicht ein Modell von Denon oder Marantz, für die ja in den nächsten Wochen das DTS:X-Firmware-Update erscheinen soll. Stattdessen nutze DTS Yamahas neuen Soundprojektor Yamaha YSP-5600, der bei Dolby auch für Atmos-Demos eingesetzt wird, sowie Yamahas Highend-AV-Vorstufe CX-A5100 plus passender Endstufe. Auf Nachfrage erklärte der DTS-Präsentator, dass die verwendete Firmware fast final sei. Einen sichtbaren Bug gab es aber noch: Bei DTS:X-Material stand auf dem Display der Vorstufe „DTS:X MA“ als Referenz auf DTS-HD Master Audio als Grund-Codec. Das „MA“ soll später nicht mehr erscheinen, sondern nur noch „DTS:X“.

Rückseite mit den Surroundboxen und Heights. Die Wand wurde errichtet für den Soundprojektor errichtet.
Erste Erkenntnis also: Nach der Firmware für die DSP-Chips von Analog Devices (stecken in den größeren Modellen von Denon und Marantz), scheint auch die für die Prozessoren von Texas Instruments auf der Zielgerade zu sein. Was dann noch fehlt, ist die Software für Cirrus-Logic-DSPs. Die stecken etwa in den Onkyo-Receivern und in den preiswerteren D+M-Modellen. Auf Nachfrage an den Präsentation gab es dazu keine konkreten Aussagen.
Noch spannender ist natürlich die Frage nach dem für DTS:X verwendeten Lautsprecher-Konfiguration. Hier nutzte DTS auf Ohrhöhe erwartungsgemäß ein 7.1-Setup. Für die obere Ebene kamen vier abgewinkelte Height Speaker hinzu. Diese Anordnung erlaubt Dolby Atmos auch, Heights sind aber eher typisch für Auro-3D. Daher fragte ich natürlich nach, ob das die empfohlene Konfiguration ist. Die Antwort: Es gäbe kein empfohlenes Setup, da alles gleich gut funktioniere. Sollte dem so sein, dürften sich die Besitzer von Denon- und Marantz-Receivern freuen, die DTS:X in Kombi mit Auro-3D nutzen wollen. Fakt ist jedenfalls, dass Dolby bei Demonstrationen gewöhnlich Deckenlautsprecher einsetzt. Die Möglichkeit, Reflexionslautsprecher nach der Dolby-Enabled-Spezifikation einzusetzen, wurde von DTS noch einmal ausdrücklich bestätigt.
Einen zusätzlichen Deckkanal für einen Voice-of-God-Channel gab es im Raum nicht. Ein solches Setup hatte DTS vor Weihnachten selbst auf Twitter gezeigt. Nun hieß es aber ganz eindeutig: 7.1.4 ist aktuell das Maximum!
Die Demo
Die Demo lief erst über den Soundprojektor ab, dann über die 7.1.4-Anlage. Erwartungsgemäß klang letztere Variante präziser, das Yamaha-Gerät macht aber einen wirklich guten Job. Das hatte ich bereits auf der IFA und im c’t-Test festgestellt.
Für die Demos wurde die neue Demoscheibe genutzt, von der ich am Ende auch eine ausgehändigt bekam. Zunächst lief ein Ausschnitt aus „The Last Witch Hunter“, der in den USA ja auch bereits mit DTS:X-Ton (und leider mit Regionalcode-Sperre) auf Blu-ray angekündigt ist. Die Szene spielt in einem Flugzeug, das in ein – mystisches 😉 – Unwetter gerät. Der DTS:X-Sound hatte dabei ordentlich Dampf, Gegenstände flogen deutlich ortbar auf beiden Ebenen durch die Luft. An dieser Stelle konnte DTS:X zumindest mit Dolby Atmos mithalten. Ob es sogar besser klingt, würde ich aber erst nach einem Hörtest auf einer Anlage sagen wollen, wo ich die volle Kontrolle habe.
Dennoch überzeugte mich ein zweiter Clip noch mehr, in dem Tropfen Bälle vom Boden nach oben gezogen werden – optisch wie akustisch. Dieser Lift von unten nach oben war gut nachvollziehbar und klappte ohne jeglichen Bruch. Die beiden Tonebenen bauten also nahtlos aufeinander auf.
Beim dritten und vierten Beispiel, einem reinen Musikstück und einem Musikvideo, gelang es DTS:X, Stimmen und Instrumente präzise im Raum zu positionieren. Spätestens an dieser Stelle hatte ich den Eindruck, dass DTS sein DTS:X von Beginn an stärker im Musikbereich sieht. Dolby Atmos ist dort noch recht schwach vertreten, hier dominiert von den 3D-Sound-Formaten aktuell klar Auro-3D. Dazu würde auch wieder das Setup mit den Heights gut passen, dass nach meiner Erfahrung für mehr Räumlichkeit sorgen kann als Deckenlautsprecher.
Alles in allem war die Demo sehr überzeugend. Von mir aus darf es nun also nun losgehen. Um so bedauerlicher ist daher, dass sich DTS nicht konkreter zum Veröffentlichungdatum der Firmware für Onkyo- und Pioneer-Receiver geäußert hat.
Oliver Sehm
Welche Lautsprecher da verwendet kannst du nicht sagen Oder
Nico
Hallo Oliver, das sind „Focal Dome“-Boxen
Björn
Das sind, so wie ich das sehe, Vocal Dome
Pingback: DTS:X-Disc enthält Hinweis auf Mix für Lautsprecher-Setups mit Height-Boxen - Surround Sound Info